Landestanzsportverband Bremen – eine kleine aber feine Adresse im Deutschen Tanzsportverband
Es sind nunmehr mehr als 50 Jahre, die Gründungsurkunde lautet auf das Datum 10. Juli 1964, das Datum, an dem der LTV Bremen e. V. vom Grün-Gold-Club Bremen e. V. und sechs Einzelpersonen gegründet wurde. Am 15. September 1964 erfolgte dann die Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Bremen.
Den ersten Vorsitz und das Gesicht des LTV Bremen war über lange Jahre der 1. Vorsitzende Günter Meinen, später langjähriger und erfolgreicher DTV-Präsident. Der erste Beitrittsverein war Anfang des Jahres 1965 der TTK Grün-Weiß Vegesack e. V. aus Bremen-Nord. Die Mitgliederzahl belief sich damals auf 295 Mitglieder. Heute, also 50 Jahre später, zählt der LTV Bremen mehr als zehn Mal so viele Mitglieder in 27 Vereinen sowie Tanzsport- und Rock ´n´ Roll-Abteilungen in Bremen und Bremerhaven. Der Verband hat Detlef Hegemann, Horst und Andrea Beer und Roberto Albanese alle vier Persönlichkeiten, die sich um die Belange des Tanzsportes in Bremen besonders verdient gemacht haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Lichtgestalten des Tanzsports
Günter Meinen gab den Vorsitz des LTV Bremen 1974 ab, nachdem er zum DTV-Präsidenten gewählt wurde. Seine Nachfolger waren Dr. Hans Jahnknecht (1974 bis 1977), Dr. Peter Forstmann (1977 bis 1991), Manfred Neuhaus (1991 bis 1996), Botho Koschwitz (1996 bis 2004) sowie ab 2004 Christoph Rubien. Leider weilen sowohl Günter Meinen als auch Dr. Peter Forstmann nicht mehr unter uns. Beide hatten besonderen Einfluss auf die positive Entwicklung unseres Verbandes.
Die sportlichen Erfolge, die die Paare aus den Vereinen des LTV Bremen erzielten, können sich sehen lassen:
In den Einzelwettbewerben waren – um nur einige zu nennen – die Ehepaare Hegemann, Meinen, Renz, Forstmann, Willems und Beer sowohl national als auch international außerordentlich erfolgreich. In der jüngeren Vergangenheit konnten im Seniorenbereich die Ehepaare Wilhelm und Gerda Dietz (S IM) sowie Dirk und Sabine Rosenbrock (S I) mit hervorragenden Ergebnissen auf nationalen und internationalen Turnieren aufwarten. Ebenso waren Stanislaw Massold und Christine Deck in der Hauptgruppe S-Standard sehr erfolgreiche Vertreter unseres Verbandes auf dem Parkett weltweit. Gleiches galt für Domenik Herrmann und Anna Walz vom TTC Gold & Silber Bremen in der Hauptgruppe S-Latein, die mittlerweile ins Profilager gewechselt sind. Auch Anton Skuratov und Alena Uehlin vom Grün-Gold-Club Bremen konnten als Spitzenpaar des LTV Bremen viele nationale und internationale Erfolge verbuchen. Beide wurden am 30. April 2011 in Wetzlar Deutsche Meister über 10-Tänze. Somit konnte der LTV Bremen 45 Jahre nach Werner und Renate Renz wieder ein Meisterpaar in dieser Disziplin vorzeigen
Im Formationsbereich die unglaubliche Erfolgsstory der TSG Bremerhaven, die mit 20 Deutschen Meister-, 10 Europameister- und 14 Weltmeistertiteln als einzige Formation in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde.
Apropos Formationen: nur wenige Tanzsportler dürften noch in Erinnerung haben, dass im Jahre 1965, also ein Jahr nach der Gründung des LTV Bremen, eine Standardformation des Grün-Gold-Clubs unter der Leitung von John Little den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Köln belegte. In den Jahren 1966 bis 1968 waren die Formationen des Schwarz-Silber Clubs (Peter-Walter Klug) und Blau-Gold Bremerhaven (Gerd Mohr) ebenfalls mit dritten Plätzen auf der jeweiligen Deutschen Meisterschaft vertreten.
Man sieht also, auch in Bremen gab es erfolgreiche Formationsteams von Anfang an. Nachdem die TSG Bremerhaven jahrelang einsam an der Spitze stand, hat sich in den letzten Jahren auch im Bremer Teil des LTV wieder etwas auf dem Formationssektor getan und das A- und B-Team des Grün-Gold-Clubs schicken sich an, an frühere Erfolge des Bremer Vereins anzuknüpfen. Als Dritter im Bunde stand das A-Team des TSZ Blau-Gelb Bremen als Aufsteiger 2005 und 2007 in die 1. Bundesliga Latein fest, um auch ganz oben mitzumischen. Mittlerweile hat sich der Verein aufgelöst.
Im Jahre 1991 vertrat eine Standardformation vom TTC Gold und Silber (Elke Röper) die Farben des LTV Bremen in Köln auf der Deutschen Meisterschaft, ertanzte sich den fünften Platz und verfehlte damit nur um einen Platz die Endrunde. Diese Formation war erst im gleichen Jahr in die erste Bundesliga aufgestiegen.
Unter der Devise „Konkurrenz belebt das Geschäft“ ist, nachdem die TSG Bremerhaven mit ihrer Formation jahrelang einsam an der Spitze stand, seit 2002 der Grün-Gold-Club Bremen mit seinen beiden Teams und den Trainern Roberto und Uta Albanese erfolgreich im Reigen der 1. Bundesliga der Lateinformationen vertreten. Dabei brachte die Deutsche Meisterschaft 2004 mit der Reihenfolge
- Grün-Gold-Club Bremen A-Team
- TSG Bremerhaven und
- Grün-Gold-Club Bremen B-Team
ein denkwürdiges und für einen Landesverband wohl einmaliges Ergebnis in der Geschichte des Formationstanzsportes.
Im Jahr 2005 gelang mit dem TSZ Blau-Gelb Bremen einer weiteren Formation aus unserem Verband der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Bei der Deutschen Meisterschaft 2005 in Bremen und der anschließenden Ligasaison gingen damit erstmals 4 Teams dieses Landesverbandes an den Start, womit die stolze Bilanz erreicht wurde, dass 50 % der Teilnehmer bei den Lateinformationen aus dem kleinsten Verband und Bundesland kamen. Nachdem sich das A-Team des Grün-Gold-Club Bremen bis dahin bereits mehrfach die Silbermedaille bei Europa- bzw. Weltmeisterschaften ertanzt hatte, wurde die Mannschaft 2006 vor heimischem Publikum im AWD-Dome zum ersten Mal Weltmeister.
In der Saison 2007/2008 kam es nicht nur zu einer Wiederholung des bemerkenswerten Umstandes, dass vier Bremer Formationen in der 1. Bundesliga startberechtigt waren, sondern am 01.12.2007 in der Stadthalle in Bremerhaven auch zu einem weiteren spektakulären und beachtenswerten Ereignis. Bei der WM der Formationen in den lateinamerikanischen Tänzen 2007 erhielten mit der TSG Bremerhaven und dem Grün-Gold-Club Bremen die beiden Deutschen Vertreter im Finale die absolut identische Bewertung und wurden damit beide Weltmeister! Ein Novum in der Historie des Formationstanzsports und unzweifelhaft der Höhepunkt in der bisherigen Geschichte des LTV Bremen.
Für eine starke Zäsur in dieser Geschichte sorgte der nach der EM 2008 von Horst Beer verkündete Rücktritt als Trainer der TSG Bremerhaven. Dieser Entschluss verdient nach gut 30 Jahren Trainertätigkeit mit einer beeindruckenden und beispiellosen Erfolgsbilanz respektvolle Anerkennung. Unzweifelhaft geht damit eine Ära im lateinamerikanischen Formationstanzen zu Ende und die Lücke wird nur schwer zu schließen sein!
Für die Jugend hatte der LTV Bremen schon immer ein offenes Ohr. Auf Initiative aus der Mitte der eigenen Jugend und mit Unterstützung durch den Vorstand (Marcel Scherb) entstand 1999 in Kooperation mit der Jugend des HATV der „Ostermarathon“, eine anerkannte Turnierveranstaltung, die sich bei den jugendlichen Tanzsportlern der Bundesrepublik Deutschland größter Beliebtheit erfreut und mit über 500 Teilnehmern zu einem Großevent im Norden geworden ist. Seit 2009 bis 2019 wurde dieses Turnier gemeinsam vom LTV Bremen und dem Niedersächsischen Tanzsportverband in Braunschweig veranstaltet. Mittlerweile ist der Ostermarathon (jedoch nicht mehr offiziell unter dem Namen „Ostermarathon“) nach Bremen gewandert. Nunmehr wird im Rahmen des Dancesport Festival Bremen (DSF) die Turnierveranstaltung im Congress Center Bremen durchgeführt.
So eindrucksvoll die Erfolge die Leistungen der Aktiven in der Lateinsektion sich auch ausweisen, im Standardbereich ist sowohl bei den Einzelpaaren als auch bei den Formationen der Nachwuchs Mangelware. Nachdem sich im Seniorenbereich die Paare Wilhelm und Gerda Dietz (Sen III S) und Dirk und Sabine Rosenbrock (Sen I S) vom aktiven Turniersport verabschiedet haben und Stanislaw Massold und Christine Deck (Hptgr. S) zu den Profis gewechselt sind, ist Bremen im Standardbereich des Tanzsportes aktuell weniger stark besetzt.
Es sollte bei der Betrachtung des Tanzsportes in Bremen jedoch nicht vergessen werden, dass im Bereich des Breitensports aus Bremen vielfache Impulse ausgingen. Hier hat sich in der Vergangenheit insbesondere der TTC Gold und Silber hervorgetan, der mit großer Resonanz nationale und internationale Breitensportwettbewerbe sehr erfolgreich ausrichtete. Dieser Verein zeichnet sich dadurch aus, dass er im Tanzsport immer wieder Neuland betritt. Am 9. September 2000 fanden in den Clubräumen die ersten offenen Norddeutschen Meisterschaften der gleichgeschlechtlichen Paare statt. Dies war damals national gesehen noch ein Novum. Im März 2001 wurde ein Tanzkreis mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen.
Ein Gedankenaustausch zwischen dem damaligen LTV-Vorsitzenden Christoph Rubien mit Frau Sabine Stuth führte zu der Idee, auch in Bremen dem Rollstuhltanzen eine Heimat zu geben. Der TTC Gold und Silber hatte für die Idee ebenfalls ein offenes Ohr und stellte für ein halbjähriges Schnuppertraining Trainer und Räume zur Verfügung. Seit Januar 2008 ist Rollstuhltanzen nun zum festen Angebot des Vereins geworden und es trainieren seitdem 26 Personen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Handicaps mit großer Begeisterung Cha-Cha-Cha, Langsamer Walzer und vieles mehr.
Dank des großen Engagements seines damaligen stellvertretenden LTV-Vorsitzenden Erich Schondorf, setzt sich der LTV Bremen auch erfolgreich für den Schulsport ein. Die Veränderungen der Schulen in den kommenden Jahren zu Gesamtschulen stellen für den Verband und seine Mitgliedsvereine eine große Herausforderung dar. Der LTV Bremen misst daher dem Tanzen im Schulsport große Bedeutung bei, um auch in Zukunft erfolgreiche Nachwuchsarbeit leisten zu können. Seit 2006 wird jährlich mit Latein- und Modetänzen ein kostenloses Schnuppertraining für Schulklassen angeboten. 2009 nahmen bereits 16 Klassen von 10 Schulen mit 330 Schülern daran teil. Im Jahr 2007 führte der LTV mit Erfolg seine erste Lehrerfortbildung „Tanzen im Schulsport“ durch. Zwei weitere Fortbildungen mit Standard-, lateinamerikanischen- und Modetänzen folgten 2008.
Insgesamt gesehen kann die Entwicklung der Vereine des Landestanzsportverbandes Bremen aktuell als zufrieden stellend beurteilt werden. Viele Vereinsvorsitzende und ihre Präsidiumsmitglieder sind redlich bemüht, um die Entwicklung im Tanzsport in ihren Vereinen voranzubringen. Der LTV unterstützt sie dabei nach Kräften mit sportlicher Förderung und in dem Umfang, in dem – noch – öffentliche Mittel fließen. Auch durch die Aus- und Weiterbildung von Lizenznehmern wie z. B. Trainern und Wertungsrichtern stellt der LTV Bremen den Mitgliedsvereinen seine Hilfe zur Verfügung. Gerade in Zeiten immer knapper werdender Gelder der öffentlichen Hand wird jedoch auch im LTV Bremen das ehrenamtliche Engagement stetig mehr zur tragenden Säule des Ganzen.